Next Gen Interview: In jungen Jahren an die Firmenspitze

Welche Karrierepläne hatten Sie nach Abschluss des Studiums an der EBC Hochschule in Hamburg?

NI­CO­LAS GAL­LEN­KAMP: Das war vor vier Jah­ren; ich habe Op­tio­nen ge­prüft, mög­li­che Po­si­tio­nen in lo­gis­tik­na­hen Bran­chen avi­siert – und mich für den Ein­stieg bei Nos­ta ent­schie­den. Dem vor­aus­ge­gan­gen wa­ren Ge­sprä­che mit mei­ner Mut­ter. Sie führ­te das Un­ter­neh­men sei­ner­zeit mit fa­mi­li­en­frem­den Ma­na­gern. Wir ent­wi­ckel­ten ge­mein­sam eine Per­spek­ti­ve für mei­nen Ein­stieg …

… Und wie sind Sie diesen angegangen?

Über eine sof­te Va­ri­an­te, der Start er­folg­te über eine As­sis­ten­ten­funk­ti­on. Ich konn­te über­all mit­lau­fen, das Ge­schäft ken­nen­ler­nen. Da­mals war ich ge­ra­de 27 Jah­re alt. Da wäre ein Ein­stieg di­rekt in eine Lei­tungs­funk­ti­on si­cher nicht der rich­ti­ge Weg ge­we­sen.

In den Un­ter­neh­men au­ßer­halb war ich ein­fach ei­ner un­ter Glei­chen, muss­te mit Wi­der­stän­den um­ge­hen. So habe ich ge­lernt, mich zu be­wäh­ren.

Während Ihres Studiums haben Sie Praxisphasen außerhalb von Nosta absolviert. Was haben Ihnen die gebracht?

Ich habe ge­lernt, auf die Schnau­ze zu fal­len, auf ei­ge­ne Rech­nung Feh­ler zu ma­chen, wie­der auf­zu­ste­hen – und dar­an zu rei­fen. Das geht im fa­mi­li­en­ei­ge­nen Un­ter­neh­men nicht. Da kommt im­mer gleich eine hel­fen­de Hand, die ver­sucht, ei­nen in Schutz zu neh­men. Au­ßer­dem steht man als Sohn im­mer un­ter Be­ob­ach­tung. In den Un­ter­neh­men au­ßer­halb war ich ein­fach ei­ner un­ter Glei­chen, muss­te mit Wi­der­stän­den um­ge­hen, mit mei­nem Team Er­geb­nis­se er­zie­len. So habe ich ge­lernt, mich zu be­wäh­ren.

Wie fühlte sich die Arbeit dann an, als Sie bei Nosta eingestiegen waren?

Als Nach­fol­ger in spe hat man Vor­tei­le und Nach­tei­le. Ei­ner der Nach­tei­le: Man­cher traut sich nicht, die Wahr­heit zu sa­gen. Die Mit­ar­bei­ter wol­len es sich ja mit dem künf­ti­gen Fir­men­chef nicht ver­der­ben, so nei­gen sie dazu, ihre Mei­nung zu­rück­zu­hal­ten.

Konnten Sie das aushalten?

Nein. Des­halb sen­de ich die Bot­schaft »Ich bin ei­ner von euch« und »Ich bin ein nor­ma­ler Mit­ar­bei­ter«. Au­ßer­dem fra­ge ich und er­mu­ti­ge, ab­wei­chen­de Mei­nun­gen of­fen­zu­le­gen. Oft sind das jene Bei­trä­ge, die uns wei­ter­brin­gen.

Das ist ein eherner Ansatz. Gelingt er?

Ich glau­be schon, weil ich die Per­spek­ti­ve der Mit­ar­bei­ter aus ei­ge­ner Er­fah­rung ken­ne. Lan­ge be­vor klar war, dass mich mein Weg zu Nos­ta führt, war ich dort als Prak­ti­kant tä­tig. Sechs Mo­na­te an der Ba­sis. Ich habe an der Ram­pe ge­ar­bei­tet, Lkws ent­la­den, habe Hal­len ge­fegt. In die­ser Zeit habe ich ler­nen dür­fen, wie der All­tag aus dem Blick­win­kel der Kol­le­gen aus­sieht. Das war im Rück­blick eine mei­ner wert­volls­ten Er­fah­run­gen.

Am wi­chitgs­ten ist der Aus­tausch mit jun­gen Un­tern­he­mern, die in der­sel­ben Rol­le ste­hen wie ich.

Wo ist für Sie der Rückhalt, Ihr Netzwerk, das Ihnen Erfahrungen anderer zugänglich macht?

Am wich­tigs­ten ist der Aus­tausch mit jun­gen Un­ter­neh­mern, die in der­sel­ben Rol­le ste­hen wie ich. Den An­stoß gab die Ju­nio­ren-Kon­fe­renz der Deut­schen Bank auf Sylt. Ein Zu­sam­men­tref­fen von 120 Nach­fol­gern, alle zwi­schen 17 und 40 Jah­ren alt. Das war ein tol­ler, hilf­rei­cher An­lass. Ein klei­ne­res Netz­werk von IN­TES und PwC schuf noch ver­tief­te­re Kon­tak­te. Hier ka­men um die 20 künf­ti­ge Nach­fol­ger aus Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men zu­sam­men. Der Kreis war klein, per­sön­lich und über­schau­bar. Hier re­det je­der of­fen und ehr­lich über das, was ihn ge­ra­de be­schäf­tigt. Die­se Art von Aus­tausch gibt mir sehr viel, dar­aus sind Freund­schaf­ten ent­stan­den.

Wie wird es bei Ihnen mit der Nachfolge weitergehen?

Der­zeit bin ich Mit­glied der Ge­schäfts­lei­tung der Nos­ta Hol­ding. Mei­ne Schwer­punk­te sind Mar­ke­ting, HR und Ver­trieb. Im Sep­tem­ber pla­ne ich die Auf­nah­me ei­nes be­rufs­be­glei­ten­den Mas­ter­stu­di­ums, es soll mei­ne Qua­li­fi­ka­ti­on in den Dis­zi­pli­nen Con­trol­ling und Sup­p­ly Chain stär­ken. Im Jahr 2018 ist mei­ne Mut­ter 60 Jah­re alt, das Un­ter­neh­men wird 40. Die­se Ju­bi­lä­en kön­nen ein Sym­bol für den Über­gang wer­den. Der Plan ist, dass ich dann Ge­schäfts­füh­ren­der Ge­sell­schaf­ter der Hol­ding wer­de.

Das In­ter­view wurde geführt für den Un­ter­neh­mer­Brief 03/​2015.

Nosta Group

Im Fre­bru­ar 1978 grün­de­te das Ehe­paar An­drea und Tho­mas Gal­len­kamp die Nos­ta-Trans­port GmbH. Heu­te hat das Un­ter­neh­men 750 Mit­ar­bei­ter und er­wirt­schaf­tet ei­nen Jah­res­um­satz von 200 Mio. Euro. Der Lo­gis­tik­dienst­leis­ter setzt auf in­di­vi­du­el­le Lö­sun­gen für sei­ne 1600 wie­der­keh­ren­den Kun­den. Un­ser Ge­sprächs­part­ner Ni­co­las Gal­len­kamp (33), Sohn des Grün­der­ehe­paars Gal­len­kamp, ist ge­schäfts­füh­ren­der Ge­sell­schaf­ter.

NextGen: Nicolas Gallenkamp, 32 Jahre, 2. Generation
Unternehmen: Nosta Group, 200 Mio. EUR Jahresumsatz, 750 Mitarbeiter
Position: Geschäftsführender Gesellschafter
Story: vom Praktikanten an der Basis zum geschäftsführenden Gesellschafter