Next Gen Interview: Direkteinstieg

Ihr arbeitet beide im Familienunternehmen mit. Wie kam es dazu?
BONITA GRUPP: Nach meinem Masterabschluss in London habe ich noch ein Jahr in London gearbeitet und bin dann ins Familienunternehmen eingestiegen. Das war vor vier Jahren. Heute bin ich bei Trigema für den Bereich E-Commerce zuständig.
WOLFGANG GRUPP JUNIOR: Ich bin seit drei Jahren im Unternehmen tätig und auch recht unmittelbar nach meinem BWL- und Politikstudium eingestiegen. Wir sind mit dem Familienunternehmen aufgewachsen. Hier aktiv mitwirken zu dürfen, war für mich immer sehr attraktiv. Gemeinsam mit meinen Eltern und meiner Schwester fiel dann die Entscheidung für den direkten Einstieg ins Familienunternehmen, was auch damit zu tun hatte, dass im Einkauf aufgrund eines altersbedingten Ruhestands eine Position frei wurde. Nach einem Jahr im Einkauf bin ich dann in den Verkauf gewechselt.
Welche Stationen werdet ihr noch durchlaufen und was ist perspektivisch eure Rolle im Unternehmen?
WOLFGANG: Das Gros unserer Arbeitsplätze ist in der Produktion. In der Verwaltung sind wir bei Trigema schlank aufgestellt. Man arbeitet eng und kollegial zusammen. Wir sind sehr flexibel, die Hierarchien sind flach. Zudem ändert sich im Unternehmen gerade viel. Da macht es wenig Sinn, einen detaillierten Fahrplan auszuarbeiten.
BONITA: Unser Vater hat sehr klar gesagt, dass es aus Unternehmenssicht das Beste ist, wenn nur einem Kind die Firma gehört. Wer das sein wird, ist noch nicht entschieden. Wir haben uns darauf eingelassen. Es geht schließlich um die Firma und den Erhalt von Arbeitsplätzen, zu dem wir beitragen wollen. Mitarbeiten können aber beide Kinder.
Führt das nicht zu einer großen Konkurrenzsituation zwischen euch beiden?
WOLFGANG: Nein. Das empfinden wir nicht so. Im Gegenteil. Meine Mutter arbeitet ja auch seit 25 Jahren mit Leidenschaft im Unternehmen mit. Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, wenn Familienmitglieder mitwirken. Wir sind ein gutes Team.
BONITA: Auch wir Geschwister verstehen uns sehr gut und tauschen uns ständig aus. Jeder versucht, jeden Tag einen guten Job zu machen. Wem die Firma am Ende gehören wird, ist eher zweitranging.

Wir Geschwister verstehen uns sehr gut und tauschen uns ständig aus. Jeder versucht, jeden Tag einen guten Job zu machen.
Wo steht Trigema in Sachen Digitalisierung?
BONITA: Wir tun viel, um nicht den Anschluss zu verpassen. Wir haben schon seit 2004 einen Online-Shop für B-to-C-Kunden, den wir kontinuierlich verbessern. Aktuell macht das Online-Geschäft ca. 10 Prozent des Umsatzes aus. Hier ist noch Potenzial. Wir arbeiten gerade an einem Shop für B-to-B-Kunden, mit denen wir immerhin rund 40 Prozent unseres Umsatzes machen. Ein großes ERP-Projekt ist aufgesetzt. Und auch an vielen anderen Stellen denken wir darüber nach, wie die Digitalisierung unsere Prozesse verändern wird. Aber man muss natürlich die Menschen mitnehmen. Wir haben unsere Mitarbeiter in der Produktion dabei immer fest im Blick.
Trigema ist einer der letzten Textilhersteller, der noch in Deutschland produziert. Wie macht ihr das?
WOLFGANG: Unsere Qualität ist sehr gut. Und der Preis stimmt. Zudem teilen viele Kunden unsere Werte. Sie wollen »Made in Germany« kaufen und sie wollen den Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland unterstützen. Außerdem lassen wir uns immer wieder etwas Neues einfallen, um für unsere Kunden Nutzen zu stiften. Dies ist vor allem unserer großen Flexibilität und Schnelligkeit geschuldet.
BONITA: Wir statten beispielsweise auch gerade einige unserer Shops mit Elektrotankstellen aus, um sie noch attraktiver zu machen.

Habt ihr jemals infrage gestellt, ob Textilproduktion in Deutschland noch sinnvoll ist?
WOLFGANG: Das Herzstück von Trigema ist die Produktion. Wir haben viele Mitarbeiter mit bis zu 50 Jahren Betriebszugehörigkeit. Sie sind schon länger dabei, als Bonita und ich auf der Welt sind. Diese Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten, muss einfach möglich sein. Es ist unser großer Wunsch, das fortzuführen. Unser Vater ist hier ein großes Vorbild. Er zeigt seit Jahrzehnten, dass man auch in einer Branche, die in Deutschland als ausgestorben gilt, erfolgreich sein kann. Und es gibt auch genug Beispiele von Familienunternehmen, die in schwierigen Märkten erfolgreich sind. Sixt ist da für mich so ein positives Beispiel. Oder auch ein Hersteller technischer Textilien hier in der Region.
BONITA: Trigema entwickelt sich ja auch weiter. Vor knapp 100 Jahren hat unser Urgroßvater nur Herrenunterwäsche produziert. Heute produzieren wir mit unseren Stoffen so ziemlich alles, was sich daraus herstellen lässt.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit euren Eltern?
WOLFGANG: Sehr gut. Natürlich wird auch bei uns diskutiert. Aber auch dann arbeiten wir als Team sehr gut zusammen und können die Themen im Konsens lösen.
Das Interview wurde geführt für den UnternehmerBrief 2/2017
Trigema
Über Trigema: Trigema mit Sitz in Burladingen produziert und vertreibt mit rund 1.200 Mitarbeitern Bekleidung in Deutschland. Im Jahr 2016 lag der Jahresumsatz bei 98,3 Millionen Euro. Trigema betreibt in Deutschland 47 eigene Shops. Vom Garn bis zum versandfertigen Produkt realisiert das Unternehmen alle Produktionsstufen im eigenen Haus. Das Unternehmen gehört Wolfgang Grupp (75 Jahre). Sowohl seine Frau als auch die beiden Kinder Bonita (27 Jahre) und Wolfgang Grupp junior (25 Jahre) arbeiten im Unternehmen.

NextGen: Bonita Grupp, 27 Jahre und Wolfgang Grupp Junior, 25 Jahre, 4. Generation
Unternehmen: TRIGEMA, Burlangen, 98,3 Millionen EUR Jahresumsatz, 1.200 Mitarbeiter
Position: E-Commerce und Verkauf
Story: Die Geschwister setzen auf Familienzusammenhalt und Teamarbeit, um den Fortbestand der Firma zu sichern.