Next Gen Interview: »Faszination Produktion«

Wie war Ihr Weg ins Familienunternehmen?

LENA SIN­NACK: Mei­ne El­tern ha­ben mich in mei­ner Be­rufs­wahl nie be­ein­flus­sen wol­len und mir die Mög­lich­keit ge­ge­ben, ei­nen ei­ge­nen Weg ein­zu­schla­gen. Ers­te Er­fah­run­gen konn­te ich be­reits im Rah­men von Fe­ri­en­jobs in un­se­rem Un­ter­neh­men sam­meln. Durch die er­leb­te fa­mi­liä­re At­mo­sphä­re im Un­ter­neh­men konn­te ich mir schon früh vor­stel­len, spä­ter im Un­ter­neh­men zu ar­bei­ten.

Nach der Schu­le reiz­te mich zu­nächst ein Öko­tro­pho­lo­gie­stu­di­um. Nach des­sen er­folg­rei­chem Ab­schluss nahm ich eine Tä­tig­keit als As­sis­ten­tin der Ge­schäfts­füh­rung in ei­nem klei­nen Un­ter­neh­men auf, das sich auf die Her­stel­lung von Wraps spe­zia­li­siert hat­te. Mei­ne Auf­ga­be, die Ab­läu­fe in der Pro­duk­ti­on zu op­ti­mie­ren und die Pro­duk­ti­vi­tät zu stei­gern, war zu­gleich span­nend und her­aus­for­dernd. Hier und da half mir ein Tipp mei­nes Va­ters, mei­ne Auf­ga­be er­folg­reich zu meis­tern. Es war ein­fach in­ter­es­sant, die Wir­kung der in­iti­ier­ten Ver­än­de­run­gen zu er­le­ben. So ent­deck­te ich mei­ne Be­geis­te­rung für die Pro­duk­ti­on und es reif­te wohl be­reits da­mals der fes­te Ent­schluss, in un­ser Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men ein­zu­stei­gen. Ein zwei­tes Stu­di­um im Be­reich Ma­nage­ment er­schien mir als gute Vor­be­rei­tung für eine Füh­rungs­auf­ga­be. Es folg­te ein span­nen­der, aber doch be­grenz­ter Aus­flug in die Start-up-Welt, be­vor ich im el­ter­li­chen Be­trieb be­gann. Dort bin ich seit 2014 an der Sei­te mei­nes Va­ters in der Ge­schäfts­füh­rung ak­tiv.

Sie sind zu dritt in der Geschäftsführung. Wie teilen Sie sich die Aufgaben?

2015 habe ich ei­nen Ver­ant­wor­tungs­be­reich über­nom­men, zu dem u. a. Pro­duk­ti­on und Tech­nik so­wie das Per­so­nal­we­sen ge­hö­ren. Im Vor­feld konn­te ich mir in­ten­siv die Pro­zes­se im Un­ter­neh­men an­schau­en und die Mit­ar­bei­ter ken­nen­ler­nen.

Es gab aber auch den ei­nen oder an­de­ren Skep­ti­ker, der erst über­zeugt wer­den woll­te.

Die ope­ra­ti­ven Auf­ga­ben tei­le ich mir mit ei­nem fa­mi­li­en­frem­den Ma­na­ger. In den letz­ten Jah­ren hat sich mein Va­ter zu­neh­mend aus dem Ta­ges­ge­schäft zu­rück­ge­zo­gen. Im glei­chen Zuge bin ich in neue­Auf­ga­ben hin­ein­ge­wach­sen. Trotz­dem ist mein Va­ter re­gel­mä­ßig da, gibt stra­te­gi­sche Im­pul­se und steht uns mit sei­ner lang­jäh­ri­gen Er­fah­rung so­wie mit ganz kon­kre­tem Rat zur Sei­te.

Wie haben die Mitarbeiter reagiert, als Sie mit Ende 20 in die Geschäftsführung kamen?

Grund­sätz­lich ha­ben die Mit­ar­bei­ter die Ent­schei­dung mei­nes Va­ters ak­zep­tiert, man­che auch ganz auf­rich­tig be­grüßt. Mein Start war für vie­le ein Zei­chen da­für, dass es mit Sin­nack als Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men wei­ter­geht. Es gab aber auch den ei­nen oder an­de­ren Skep­ti­ker, der erst über­zeugt wer­den woll­te. In die­sem Zu­sam­men­hang wa­ren für mich ei­ni­ge Din­ge von we­sent­li­cher Be­deu­tung:

• zu­hö­ren und aus der Er­fah­rung der Mit­ar­bei­ter schöp­fen,
• Vi­sio­nen ent­wi­ckeln und Wege auf­zei­gen,
• Ab­spra­chen und Zu­sa­gen kon­kret fas­sen und kon­se­quent ein­for­dern
• und nicht zu­letzt ei­ge­ne Zu­sa­gen kon­se­quent ein­hal­ten.

Mir ist eine Feh­ler- und Feed­back­kul­tur sehr wich­tig.

Das Unternehmen ist stark durch Ihren Vater geprägt, der das Geschäft die letzten 50 Jahre geführt hat. Was planen Sie genauso weiterzumachen, was planen Sie zu verändern?

Was wir auf je­den Fall er­hal­ten müs­sen, ist der hohe An­spruch, den wir an die Qua­li­tät un­se­rer Pro­duk­te ha­ben. Wir set­zen uns sehr in­ten­siv mit un­se­rer Pro­dukt­qua­li­tät aus­ein­an­der, was durch vie­le Aus­zeich­nun­gen re­gel­mä­ßig be­lohnt wird. Ver­än­dern wer­den sich Din­ge in der Un­ter­neh­mens- und Füh­rungs­kul­tur. Mir sind Trans­pa­renz und Nach­voll­zieh­bar­keit wich­tig. Ich möch­te die Mit­ar­bei­ter für die ge­mein­sa­me Sa­che be­geis­tern. Dar­über hin­aus ist mir eine Feh­ler- und Feed­back­kul­tur wich­tig. In dem Zu­sam­men­hang ha­ben wir auch erst­ma­lig Ziel­ver­ein­ba­run­gen bei un­se­ren Mit­ar­bei­tern ein­ge­führt. Zu den be­reits um­ge­setz­ten Neue­run­gen ge­hö­ren die Ver­schö­ne­rung der Pau­sen­be­rei­che und die Ein­füh­rung ei­nes Ge­sund­heits­ma­nage­ments. In Sa­chen Be­triebs­kli­ma und At­trak­ti­vi­tät als Ar­beit­ge­ber zahlt sich das auch be­reits aus.

© Sinnack Backspezialitäten GmbH & Co. KG

Haben Sie eine Art Mentor oder Coach?

Ich tau­sche mich viel mit mei­ner Fa­mi­lie aus. Mei­ne Schwes­ter ist Ge­schäfts­füh­re­rin in ei­nem Un­ter­neh­men, das eben­falls un­se­rer Fa­mi­lie ge­hört und auch in der  Le­bens­mit­tel­bran­che tä­tig ist. Wir ha­ben oft die glei­chen The­men und kön­nen uns sehr gut ge­gen­sei­tig be­ra­ten. Mei­ne Mut­ter hat frü­her selbst bei Sin­nack  Back­spe­zia­li­tä­ten ge­ar­bei­tet und kennt noch vie­le Mit­ar­bei­ter. Die lang­jäh­ri­ge Er­fah­rung mei­nes Va­ters hilft beim Aus­tausch sehr. Dar­über hin­aus tau­sche ich mich oft und ger­ne mit er­fah­re­nen Mit­ar­bei­tern aus.

Was sind die aktuellen Herausforderungen in Ihrem Geschäft?

Der Mar­gen­druck im Le­bens­mit­tel­ge­schäft ist be­kannt. Wir pro­du­zie­ren sehr kos­ten­ef­fi­zi­ent. Dies zu er­hal­ten, ist eine stän­di­ge Her­aus­for­de­rung. Hin­zu kom­men die star­ken sai­so­na­len Schwan­kun­gen, de­nen un­se­re Pro­duk­te un­ter­lie­gen. Bei ei­ni­gen Roh­stof­fen lässt sich eine zu­neh­men­de Vo­la­ti­li­tät be­ob­ach­ten. Auch aus den ge­sell­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen er­ge­ben sich Her­aus­for­de­run­gen, z. B. im Hin­blick auf Ver­zehr­ge­wohn­hei­ten, Haus­halts­grö­ßen. In Be­zug auf Mit­ar­bei­ter ist die zu­neh­men­de Be­deu­tung des The­mas Work-Life-Ba­lan­ce so­wie die gute Wirt­schafts- und Be­schäf­ti­gungs­la­ge eine Her­aus­for­de­rung, der sich wohl alle Un­ter­neh­men stel­len müs­sen.

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Und das Thema Digitalisierung?

Das größ­te Po­ten­zi­al se­hen wir in der Pro­duk­ti­on beim The­ma di­gi­tal un­ter­stütz­te vor­beu­gen­de In­stand­hal­tung. Hier lau­fen be­reits­ei­ni­ge Pro­jek­te. Dar­über hin­aus wur­den im Be­reich Ver­wal­tung ei­ni­ge Pro­jek­te ge­star­tet, um Pro­zes­se durch Di­gi­ta­li­sie­rung ef­fek­ti­ver zu ge­stal­ten.

Und die ständig wechselnden Trends im Food-Bereich?

Die se­hen wir na­tür­lich. Wir ge­hen sie aber be­wusst nicht in glei­chem Maße mit. Wir kön­nen hohe Stück­zah­len in ho­her Qua­li­tät bei nied­ri­gen Kos­ten pro­du­zie­ren. Dazu passt nur ein wohl­durch­dach­tes Sor­ti­ment. Trotz­dem sind wir in­no­va­tiv, stel­len uns mit klei­ne­ren Ver­pa­ckungs­ein­hei­ten auf die zu­neh­men­de Zahl der klei­nen Haus­hal­te ein und ent­wi­ckeln un­se­re Pro­duk­te ge­mäß ge­än­der­ten An­for­de­run­gen wei­ter.

Das In­ter­view wurde geführt für den Un­ter­neh­mer­Brief 02/​2018.

Sinnack Backspezialitäten

1899 als Bä­cke­rei ge­grün­det, ist das Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men Sin­nack Back­spe­zia­li­tä­ten mit Sitz in Bo­cholt heu­te ei­ner der füh­ren­den Her­stel­ler von Bröt­chen und Ba­guettes zum Fer­tig­ba­cken in Eu­ro­pa. Sin­nack pro­du­ziert mit rund 540 Mit­ar­bei­tern so­wohl Han­dels­mar­ken als auch Ei­gen­mar­ken und er­wirt­schaf­tet da­mit ei­nen Um­satz von ca. 200 Mio. EUR. Das Un­ter­neh­men wird von Ju­li­us Pe­ter Sin­nack (3. Ge­ne­ra­ti­on, 67 Jah­re), sei­ner Toch­ter Lena Sin­nack (4. Ge­ne­ra­ti­on, 30 Jah­re) und ei­nem fa­mi­li­en­ex­ter­nen Ma­na­ger ge­führt.

NextGen: Lena Sinnack, 30 Jahre, 4. Generation
Unternehmen: Sinnack Backspezialitäten, 200 Mio EUR Umsatz, 540 Mitarbeiter
Position: Mitglied der dreiköpfigen Geschäftsführung
Story: Mit Begeisterung für Prozessoptimierung und Passion schreibt sie weiter an der Erfolgsgeschichte des Backunternehmens.