Next Gen Interview: Sichtbar sein und verantwortlich handeln

Ein Familienunternehmen im ländlichen Raum steht immer im Rampenlicht. Es prägt nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das Leben am Ort. Thomas Hoyer (30), Nachfolger in der vierten Generation bei Hoyer Energie, sprach mit INTES über Verantwortung, Vorbild und Vertrauen.

Seit viereinhalb Jahren sind Sie Mitglied der Geschäftsführung. Welche Schritte sind Ihrem Einstieg vorausgegangen, wie hat sich Ihr Verhältnis zum väterlichen Unternehmen entwickelt?

Tho­mas Ho­yer: Das Un­ter­neh­men war im­mer da. Als ich Kind war, hat die Fa­mi­lie ihre Woh­nung di­rekt über den Räu­men des Be­triebs ge­habt. Das prägt. Für mich war es ganz nor­mal, dass ich zum Spie­len auch mal ins Büro kam. Als ich grö­ßer wur­de, bin ich mit mei­nen Freun­den über die Fäs­ser im Hof ge­klet­tert. Oft habe ich im Be­trieb mit­ge­hol­fen, nach der Schu­le Gas und Öl ab­ge­füllt.

So­lan­ge ich zu­rück­den­ken kann, war mir klar: Mein Weg führt in die Fir­ma.

Gab es auf dem Weg in die Verantwortung eine bewusste Entscheidung für den Schritt ins Familienunternehmen?

Nein. So­lan­ge ich zu­rück­den­ken kann, war mir im­mer klar: Mein Weg führt in die Fir­ma. Ich habe das nie in­fra­ge ge­stellt. Nach dem Ab­itur habe ich eine Leh­re als Groß- und Au­ßen­han­dels­kauf­mann bei Chev­ron-Te­x­a­co be­gon­nen, ar­bei­te­te an­dert­halb Jah­re in den USA, hin­zu ka­men Prak­ti­ka und Fe­ri­en­jobs in an­de­ren Un­ter­neh­men. Da­nach folg­te der Ein­tritt in die Fir­ma Ho­yer. Mit 23 Jah­ren wur­de ich hier Nie­der­las­sungs­lei­ter in Bre­men, habe ei­gen­ver­ant­wort­lich ein Ge­schäft mit zehn Mit­ar­bei­tern ge­führt und aus­ge­baut. Das war mei­ne Be­wäh­rungs­pro­be.

Ihr Vater ist jetzt 59 Jahre. Das ist noch nicht das typische Alter für einen Rückzug aus dem Unternehmen. Wie teilen sie sich die Verantwortung?

Zu­nächst eine An­mer­kung: Die Füh­rung von Ho­yer ist breit auf­ge­stellt, wir le­ben ge­teil­te Ver­ant­wor­tung. Die Ge­schäfts­lei­tung hat sechs Mit­glie­der, über­dies tra­gen 12 Pro­ku­ris­ten Ver­ant­wor­tung. Zu die­sem Kreis ge­hört auch mein jün­ge­rer Bru­der Mar­kus. Mein Va­ter Heinz-Wil­helm Ho­yer und ich ar­bei­ten auf Zu­ruf, un­se­re Bü­ros lie­gen ne­ben­ein­an­der, die Türe steht im­mer of­fen.

Manche Unternehmen werden von einem Patriarchen allein geführt. Hoyer nicht. Warum?

Klar ist Ho­yer ein Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men, dazu be­ken­nen wir uns. Aber die Mit­ar­bei­ter sind die tra­gen­de Kraft. Die In­ha­ber drän­gen sich nicht in den Vor­der­grund, wir si­chern un­se­re Ent­schei­dun­gen ab, in­dem wir in­ten­si­ve Ge­sprä­che mit Füh­rungs­kräf­ten und Mit­ar­bei­tern füh­ren. Wir tre­ten als Fa­mi­lie be­schei­den auf. Das wird hier sehr ge­schätzt.

Wir spü­ren deut­lich, dass wir Teil des Ge­mein­we­sens sind.

Die Zentrale Ihres Unternehmens ist der ländliche Raum, Visselhövede ist der Mittelpunkt jenes Dreiecks, das Bremen, Hannover und Hamburg aufspannen. Haben Sie als großer Arbeitgeber am Ort eine besondere Verantwortung?

Si­cher, wir sind sicht­bar. Wir spü­ren deut­lich, dass wir Teil des Ge­mein­we­sens sind. Die 400 Mit­ar­bei­ter der Zen­tra­le und ihre Fa­mi­li­en sind uns eng ver­bun­den. Das prägt in ei­ner Klein­stadt mit 10.000 Ein­woh­nern. Hier ver­schmel­zen be­ruf­li­che und pri­va­te Exis­ten­zen, des­halb för­dern wir am Stand­ort die Ge­mein­schaft. Wir leis­ten mit un­se­ren Mit­teln ei­nen Bei­trag, tun sehr viel für das Ver­eins­le­ben, ganz gleich, ob es sich zum Bei­spiel um den Schüt­zen­ver­ein oder die Sport­ver­ei­ne han­delt. Wir wol­len ein greif­ba­res Un­ter­neh­men sein, das ei­nen gu­ten Na­men und ei­nen Platz in den Köp­fen der Men­schen hat. Zu un­se­rem Fa­mi­li­en­fest im Juni ka­men 19.000 Gäs­te. Das zeigt, wie stark wir hier als Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men ver­an­kert sind.

Bekommen Sie als Unternehmer für dieses verantwortliche Handeln auch etwas zurück?

Klar. Wir ha­ben ein sehr per­sön­li­ches Ver­hält­nis zu vie­len un­se­rer Kun­den. Die Men­schen in un­se­rem Um­feld be­geg­nen uns loy­al, das mer­ken wir bei Kun­den wie auch bei Mit­ar­bei­tern. Vie­le sind seit Jahr­zehn­ten da­bei, ver­brin­gen ihr gan­zes Be­rufs­le­ben bei uns und sind stolz auf das Un­ter­neh­men. Fluk­tua­ti­on ist bei uns kein The­ma. Die Leu­te ar­bei­ten ger­ne bei uns. Das ist eine tol­le, von Ver­trau­en ge­tra­ge­ne Ba­sis.

Das In­ter­view wurde geführt für den Un­ter­neh­mer­Brief 03/​2014.

Wilhelm Hoyer GmbH & Co. KG

Ho­yer En­er­gie mit Haupt­sitz in Vis­sel­hö­ve­de wur­de im jahr 1924 ge­grün­det. Das Un­ter­neh­men wird heu­te von Fa­mi­li­en­mit­glie­dern der drit­ten und vier­ten Ge­ne­ra­ti­on ge­führt. Der Spe­zia­list für die Be­lie­fe­rung von ge­werb­li­chen Groß­kun­den mit Die­sel, Heiz­öl, Flüs­sig­gas und Schmier­stof­fen er­wirt­schaf­tet ei­nen Um­satz von 3,7 Mrd. EUR (inkl. Mi­ne­ral­öl­steu­er) und be­schäf­tigt 1.300 Mit­ar­bei­ter. Ho­yer be­treibt bun­des­weit 21 Nie­der­las­sun­gen und 60 Ver­kaufs­bü­ros.

NextGen: Thomas Hoyer, 30 Jahre, 4. Generation
Unternhemen: Hoyer Energie, 3,7 Mrd. EUR Umsatz (inkl. Mineralölsteuer), 1.300 Mitarbeiter
Position: geschäftsführender Gesellschafter
Story: Der persönliche Kontakt zu Kunden und Mitarbeitern prägen sein Denken und Handeln als Unternehmer