Die NextGen: Treiber des Wandels

War­um die Next­Gen für vie­le Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men zur rech­ten Zeit in Füh­rungs­po­si­tio­nen wächst. Pa­ket­droh­nen lie­fern die Ein­käu­fe, Com­pu­ter über­neh­men das Lenk­rad, die Kopf­hö­rer kom­mu­ni­zie­ren mit den Turn­schu­hen. Hoch­re­gal­la­ger lau­fen voll­au­to­ma­tisch, Al­go­rith­men re­geln die Prei­se im On­line­shop, und der Lo­gis­tik­part­ner vie­ler Fir­men ist ein IT-Start-up. Wir ste­cken mit­ten im di­gi­ta­len Wan­del, für den längst noch nicht alle … Weiterlesen

War­um die Next­Gen für vie­le Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men zur rech­ten Zeit in Füh­rungs­po­si­tio­nen wächst.

Pa­ket­droh­nen lie­fern die Ein­käu­fe, Com­pu­ter über­neh­men das Lenk­rad, die Kopf­hö­rer kom­mu­ni­zie­ren mit den Turn­schu­hen. Hoch­re­gal­la­ger lau­fen voll­au­to­ma­tisch, Al­go­rith­men re­geln die Prei­se im On­line­shop, und der Lo­gis­tik­part­ner vie­ler Fir­men ist ein IT-Start-up. Wir ste­cken mit­ten im di­gi­ta­len Wan­del, für den längst noch nicht alle mit­tel­stän­di­schen Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men ge­rüs­tet sind. Da­bei ha­ben vie­le von ih­nen ein As im Ärmel, von dem sie viel­leicht noch gar nichts wis­sen: die nächs­te Ge­ne­ra­ti­on. Ge­ra­de ihr ist be­wusst, dass sich die Rah­men­be­din­gun­gen für die meis­ten Ge­schäfts­mo­del­le mit der Di­gi­ta­li­sie­rung rasch und rest­los än­dern. Next­Gen-Ver­tre­ter wie Chris­ti­an Mie­le (Mie­le), Ma­xi­mi­li­an Viess­mann (Viess­mann) und Jean­net­te zu Fürs­ten­berg (Kroh­ne Mess­tech­nik) in­ves­tie­ren des­we­gen sehr kon­se­quent und pro­fes­sio­nell in Ven­ture- und Start-up-For­ma­te.

Die Ge­ne­ra­tio­nen Y und Z sind be­reit für die Nach­fol­ge in Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men. „Mill­en­ni­als“, ge­bo­ren kurz vor der Jahr­tau­send­wen­de. Als sie in die Schu­le ka­men, or­der­te die Fa­mi­lie noch aus dem Otto-Ka­ta­log, 1.000 Sei­ten dick. Als sie aufs Gym­na­si­um wech­sel­ten, gab es noch das Tas­ten­te­le­fon von der Bun­des­post, eins für alle, und te­le­fo­nie­ren war ab 18 Uhr güns­ti­ger. Doch als sie mit der Uni fer­tig wa­ren, gab es für sie bei­des nicht mehr. Das prägt.

Die Next­Gen weiß um die ra­san­te Ge­schwin­dig­keit des Wan­dels.

Die Next­Gen liebt Tech­nik

Face­book, Ama­zon, iPho­ne … Die neu­en Ge­ne­ra­tio­nen ha­ben den Auf­bruch in So­ci­al Me­dia und E-Com­mer­ce mit­ge­stal­tet und ha­ben selbst­ver­ständ­lich, „das In­ter­net in der Ta­sche“ (Ste­ve Jobs). Die Älte­ren ha­ben zwar ge­nau­so be­ob­ach­tet, wie Mo­dem und Fax, Dis­ket­ten und Vi­de­os aus­ge­mus­tert wur­den. Aber ih­nen blei­ben die di­gi­ta­len Tech­no­lo­gi­en in ih­rer gan­zen Ra­di­ka­li­tät eher fremd. Ihre Grund­hal­tung ist skep­tisch, ab­war­tend. Die Jun­gen ge­hen den Wan­del da­ge­gen voll mit, pri­vat wie im Job. Ge­nau sie wach­sen jetzt in vie­len Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men in die Ver­ant­wor­tung hin­ein.

Zwei Drit­tel der Nach­fol­ger wis­sen ganz ge­nau: Ein er­folg­rei­ches Un­ter­neh­men braucht eine um­fas­sen­de Di­gi­tal­stra­te­gie. Und ih­nen ist glas­klar, dass da­mit nicht bloß eine neue Web­site oder ein biss­chen So­ci­al Me­dia ge­meint ist. Sie ha­ben Vi­sio­nen für Märk­te, die es noch gar nicht gibt. Und wis­sen um die Ge­schwin­dig­keit des Wan­dels, die im­mer mehr zu­nimmt: In­no­va­ti­ons­zy­klen wer­den kür­zer und kür­zer. Nicht nur die Smart­pho­nes sind je­des Jahr viel bes­ser, kön­nen viel mehr. Ge­nau­so for­dert die hö­he­re Schlag­zahl im klas­si­schen Pro­dukt-ma­nage­ment alle mehr als nur her­aus. Die neu­en Gene-ra­tio­nen ken­nen kei­nen an­de­ren Rhyth­mus. Sie wis­sen: Tech­no­lo­gy ma­kes ever­y­thing pos­si­ble!

Die Next­Gen ko­ope­riert

Die Tech­ni­kaf­fi­ni­tät der Jun­gen ist ei­ner ih­rer gro­ßen Vor­tei­le – aber nicht der ein­zi­ge. Im di­gi­ta­len Wan­del wer­den sie un­ter­stützt von ih­rer emo­tio­na­len In­tel­li­genz. Das ame­ri­ka­ni­sche Wirt­schafts­ma­ga­zin „For­bes“ be­rich­tet, dass 80 Pro­zent der Mill­en­ni­als ge­ra­de dar­auf Wert le­gen. Sie wol­len ihre ei­ge­nen und die Emo­tio­nen der an­de­ren be­wusst wahr­neh­men, an­ge­mes­sen da­mit um­ge­hen – ihr In­nen­le­ben ge­nau­so wie die Au­ßen­welt be­ach­ten und wert­schät­zen. Ob als Füh­rungs­kraft oder als Team­mit­glied: Mit die­ser Em­pa­thie schaf­fen sie die Vor­aus­set­zun­gen für eine of­fe­ne, ver­trau­ens­vol­le Zu­sam­men­ar­beit. So stel­len sich alle den Her­aus­for­de­run­gen als Mann­schaft, nicht als Ein­zel­kämp­fer.

Lan­ge wur­den die Next­Gens als „Nar­ziss­ten“ ab­ge­stem­pelt – die, die stän­dig Sel­fies pos­ten und ihre On­line­pro­fi­le op­ti­mie­ren. In­zwi­schen hat sich das Image ge­wan­delt: Nicht nur die „New York Times“ stuft die Mill­en­ni­als als „die em­pa­thischs­te, emo­tio­nal reifs­te Ge­ne­ra­ti­on“ ein. Sie wol­len in ei­ner At­mo­sphä­re ar­bei­ten, die sie för­dert; in ei­nem Um­feld, das sie stützt. Wie das geht, zeigt z.B. Alex­an­der Wott­rich, Nach­fol­ger beim Hei­zungs­bau­er Truma. Er ver­än­dert die Füh­rungs­kul­tur Schritt für Schritt (sie­he auch die IN­TES-Next­Gen-Por­träts). Die neue Emo­tio­na­li­tät hat nicht nur po­si­ti­ve Fol­gen für die Psy­che, son­dern auch für die Pro­duk­ti­vi­tät: Teams, de­ren Mit­glie­der sich eng aus­tau­schen, ma­chen weni-ger Feh­ler und ha­ben mehr Ide­en. Wich­tig da­bei ist, dass vom jun­gen Werk­stu­den­ten bis zur er­fah­re­nen Ma­na­ge­rin alle Ge­hör fin­den. Jede Stim­me zählt, ge­ra­de im tech­no­lo­gi­schen Um­bruch.

Die Next­Gens sind Netz­wer­ker.

Die Next­Gens sind Netz­wer­ker. Sie pfle­gen nicht nur in­tern die Be­zie­hun­gen zu Mit­ar­bei­tern und Kol­le­gen. Sie bau­en auch ex­tern Kon­tak­te auf, zu po­ten­zi­el­len Be­wer­bern, Dienst­leis­tern und Kun­den. Die so­zia­len Netz­wer­ke spie­len da­bei eine ent­schei­den­de Rol­le. Das hat auch ganz prag­ma­ti­sche Grün­de: Der Fach­kräf­te­man­gel setzt vie­len Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men zu. Es geht um Soft­ware­ent­wick­ler, Ad­mi­nis­tra­to­ren und Si­cher­heits­ex­per­ten. Ohne IT-Fach­leu­te kein di­gi­ta­ler Wan­del. Wer sein star­kes Netz­werk ge­knüpft hat, steht deut­lich bes­ser da als die Kon­kur­renz. Die muss noch dar­auf hof­fen, in Job­bör­sen ir­gend­wie auf­zu­fal­len. Next­Gen-Un­ter­neh­mer Fe­lix Krosch­ke, Nach­fol­ger bei der Chris­toph Krosch­ke GmbH, pos­tet als Ge­schäfts füh­rer ei­nes 1.700-Mit­ar­bei­ter-Un­ter­neh­mens Re­cruit­ing-Auf­ru­fe auf Lin­ke­dIn ganz selbst­ver­ständ­lich per­sön­lich.

Die Next­Gen ist fle­xi­bel

An­ge­trie­ben von der Di­gi­ta­li­sie­rung, er­neu­ert sich so­gar die gan­ze Ar­beits­welt. Un­ter dem Be­griff „New Work“ zeich­net sich schon heu­te ab, wie wir mor­gen ar­bei­ten. Da­mit ge­meint sind we­der Ki­cker­tisch noch Bio­früch­te im Foy­er, nicht die Snea­kers und frei­tags ohne Schlips. Es ist eine grund­le­gen­de Um­wäl­zung! Das ha­ben die Jun­gen schnel­ler er­fasst als ihre Vor­gän­ger, ganz ein­fach, weil es ihre Le­bens­wirk­lich­keit wi­der­spie­gelt: de­zen­tra­les Ar­bei­ten, Web-Mee­tings, Co-Working. Das Groß­raum­bü­ro mit fes­ten Ar­beits­plät­zen ist von vor­ges­tern. Und sie han­deln ent­spre­chend: weg mit den Na­mens­schil­dern an der Tür, mit dem Chef-Park­platz di­rekt am Ein­gang so­wie­so. Und mehr Ho­me­of­fice.

Der Un­ter­neh­mens­sitz hat trotz­dem nicht aus­ge­dient. Er bleibt die ers­te An­lauf­stel­le, Ort der Iden­ti­fi­ka­ti­on und der Re­prä­sen­ta­ti­on. Aber er sieht heu­te an­ders aus. Schluss mit dem gan­zen Be­ton, den lan­gen Flu­ren und ver­schlos­se­nen Tü­ren! Die Next Gens schaf­fen Orte, die sich fle­xi­bel den Be­dürf­nis­sen an­pas­sen. Mit Ru­he­zo­nen für die­je­ni­gen mit der drän­gends­ten Dead­line und in­spi­rie­ren­den Or­ten der Muße fürs Brain­stor­ming. Beim Re­de­sign las­sen sie sich von der Grün­der­sze­ne in­spi­rie­ren, von Start-ups mit glä­ser­nen Kon­fe­renz­räu­men und gro­ßen Holz­ti­schen – als Sinn­bil­der für Trans­pa­renz, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Team­work.

Hier­ar­chi­en wer­den un­wich­ti­ger, Ei­gen­in­itia­ti­ve wich­ti­ger. Das setzt eine fla­che Or­ga­ni­sa­ti­on vor­aus, in der Mit­ar­bei­ter of­fen und auf Au­gen­hö­he kom­mu­ni­zie­ren. Wer sich wert­ge­schätzt und als Teil ei­nes Gan­zen fühlt, ist loya­ler und da­her mo­ti­vier­ter und pro­duk­ti­ver. New Work be­deu­tet mehr Selbst­stän­dig­keit, mehr Ent­schei­dun­gen, mehr Frei­räu­me. Ge­nau das er­mög­li­chen die Next­Gens. Mit die­ser Grund­hal­tung – in Kom­bi­na­ti­on mit Tech­ni­kaf­fi­ni­tät und Team­geist – ha­ben sie Fä­hig­kei­ten, die se­nio­re Un­ter­neh­mens­len­ker nicht un­ter­schät­zen soll­ten, wenn es dar­um geht, wer das Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men wann, wie und mit wel­cher Ge­schwin­dig­keit durch den Wan­del führt. Das Hin­ein­wach­sen der jun­gen Un­ter­neh­mer­ge­ne­ra­ti­on in Füh­rungs­po­si­tio­nen soll­te – wie so vie­le an­de­re Din­ge auch – schnel­ler er­fol­gen. Die Jun­gen brin­gen viel mit und sind be­reit. Die heu­ti­gen Un­ter­neh­mer soll­ten das nut­zen. Zum Vor­teil al­ler.

Der Text ist erschienen im INTES – Un­ter­neh­mer­Brief Ausgabe 02/2019.

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