Mit Verstand und Bestand

FÜR EI­NI­GE FA­MI­LI­EN­UN­TER­NEH­MEN WAR EIN HO­HES UM­WELT­BE­WUSST­SEIN SCHON IM­MER TEIL IH­RER DNA, WIE FÜR DEN SCHWEI­ZER HOLZ­BAU­SPE­ZIA­LIS­TEN RENG­GLI AG, FÜR DEN NACH­HAL­TIG­KEIT MITT­LER­WEI­LE DER ENT­SCHEI­DEN­DE IN­NO­VA­TIONS- UND ER­FOLGS­FAK­TOR IST. von Reto Bla­ser* Nach­hal­tig­keit, Kli­ma­schutz, Erd­er­wär­mung, Agen­da 2030, ESG. Ein Blick in die Me­di­en sug­ge­riert, dass die­se The­men ge­ra­de ganz groß­ge­schrie­ben wer­den. Scha­de nur, dass Me­di­en­be­richt­er­stat­tung … Weiterlesen

FÜR EI­NI­GE FA­MI­LI­EN­UN­TER­NEH­MEN WAR EIN HO­HES UM­WELT­BE­WUSST­SEIN SCHON IM­MER TEIL IH­RER DNA, WIE FÜR DEN SCHWEI­ZER HOLZ­BAU­SPE­ZIA­LIS­TEN RENG­GLI AG, FÜR DEN NACH­HAL­TIG­KEIT MITT­LER­WEI­LE DER ENT­SCHEI­DEN­DE IN­NO­VA­TIONS- UND ER­FOLGS­FAK­TOR IST.

von Reto Bla­ser*

Nach­hal­tig­keit, Kli­ma­schutz, Erd­er­wär­mung, Agen­da 2030, ESG. Ein Blick in die Me­di­en sug­ge­riert, dass die­se The­men ge­ra­de ganz groß­ge­schrie­ben wer­den. Scha­de nur, dass Me­di­en­be­richt­er­stat­tung und die ge­leb­te Pra­xis hier so we­nig kor­re­lie­ren.

Da­bei ist uns al­len längst klar, wor­um es geht und wie wir da­hin­kom­men. 2015 de­fi­nier­ten die Ver­ein­ten Na­tio­nen mit den 17 Zie­len für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung („17 Sustainable De­ve­lop­ment Goals“) eine Vi­si­on der Ent­wick­lung, die so­zia­le, wirt­schaft­li­che und um­welt­po­li­ti­sche As­pek­te ver­eint. Ein kla­rer Fahr­plan für die Zu­kunft.

Für vie­le Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men wa­ren die In­hal­te nicht neu. Denn Fa­mi­li­en­be­trie­be sind klei­ne Öko­sys­te­me, die ihre Res­sour­cen über Ge­ne­ra­tio­nen hin­weg ef­fi­zi­ent und scho­nend nut­zen. Sie zie­hen ih­ren Ho­ri­zont nicht beim Quar­tals­be­richt, son­dern beim ge­ne­ra­tio­nen­über­grei­fen­den Fort­be­stand. Nach­hal­tig­keit ist vie­len wich­ti­ger als Er­trags­ma­xi­mie­rung.

Die­ses Nach­hal­tig­keits­den­ken be­kommt ge­ra­de in ei­ni­gen Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men ein neu­es Mo­men­tum. Vor al­lem dann, wenn die jun­ge Un­ter­neh­mer­ge­ne­ra­ti­on (Next­Gen) in die Füh­rungs­ver­ant­wor­tung rückt. Denn sie sieht sich als Mo­tor des di­gi­ta­len, so­zia­len und öko­lo­gi­schen Wan­dels. Nach­hal­tig­keits­pro­jek­te er­ach­tet die­se Ge­ne­ra­ti­on – stär­ker als die Vor­gän­ger­ge­ne­ra­tio­nen – als be­son­ders sinn­stif­tend und loh­nend und an­ge­sichts des pro­fun­den ge­sell­schaft­li­chen Wan­dels auch als be­son­ders trag­fä­hig für die wirt­schaft­li­che Wei­ter­ent­wick­lung des ei­ge­nen Fa­mi­li­en­un­ter­neh­mens.

Wie gut Nach­hal­tig­keit mitt­ler­wei­le auch als Ge­schäfts­mo­dell am Markt funk­tio­niert, zeigt das Bei­spiel der Reng­gli AG. Das Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men mit Sitz in Schötz und Sur­see im Kan­ton Lu­zern ist Spe­zia­list für en­er­gie­ef­fi­zi­en­tes Bau­en mit Holz und ge­hört zu den Pio­nie­ren des Mi­ner­gie-Bau­stan­dards. Da­bei han­delt es sich um den höchs­ten En­er­gie­stan­dard in der Schweiz für Nied­rig­ener­gie­häu­ser. Bei Reng­gli geht es u.a. um hoch­wer­ti­ge Ge­bäu­de­hül­len (z.B. aus Holz), eine sys­te­ma­ti­sche Lüf­tung, ei­nen ge­rin­gen En­er­gie­be­darf und ei­nen mög­lichst ho­hen An­teil an er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en. Das 1923 von Gott­fried Reng­gli ge­grün­de­te Un­ter­neh­men be­schäf­tigt heu­te über 230 Mit­ar­bei­ter. Reng­gli rea­li­siert hoch­mo­der­ne Holz­häu­ser – vom Ein­fa­mi­li­en­haus bis zu mehr­ge­schos­si­gen Wohn- und Ge­schäfts­ge­bäu­den für In­ves­to­ren und Ge­wer­be. Die Füh­rung des Un­ter­neh­mens liegt in den Hän­den von Max Reng­gli, Ver­tre­ter der vier­ten Ge­ne­ra­ti­on.

Aus Überzeugung in Holz

„Wir bau­en für eine le­bens­wer­te Zu­kunft“, so die Vi­si­on der Reng­gli AG. Als le­bens­wert be­zeich­net Max Reng­gli Ob­jek­te, die den An­sprü­chen und dem Ver­hal­ten der un­ter­schied­li­chen An­spruchs­grup­pen ge­recht wer­den – Pri­vat­kun­den, In­sti­tu­tio­nel­le, Ge­nos­sen­schaf­ten und die öf­fent­li­che Hand. Die Reng­gli AG will mit je­dem ein­zel­nen Pro­jekt ge­nau jene Be­dürf­nis­se und Nut­zungs­an­sprü­che ab­de­cken, die der Bau­herr sich für die Zu­kunft wünscht. Denn nur wenn Kun­den ihr Ob­jekt auch über­mor­gen noch als pas­send er­le­ben, emp­feh­len sie das Un­ter­neh­men wei­ter und si­chern da­mit des­sen lang­fris­ti­ges Über­le­ben.

Die Zukunft ist digital

Max Reng­gli ist zwar in der ana­lo­gen Welt auf­ge­wach­sen, hat aber die Di­gi­ta­li­sie­rung von der ers­ten Stun­de an mit­er­lebt – und mit­ge­nutzt. Be­reits 1995 nahm die Reng­gli AG das mo­derns­te Holz­werk Eu­ro­pas in Be­trieb, mit ei­ner hoch­ef­fi­zi­en­ten Ver­lin­kung von IT-In­for­ma­tio­nen und Fa­bri­ka­ti­ons­ma­schi­nen. Das Werk mu­tet an wie ein über­di­men­sio­nier­ter 3-D-Dru­cker: oben wer­den die Fa­bri­ka­ti­ons­pa­ra­me­ter in den Rech­ner ein­ge­ge­ben und un­ten rat­tern die Ma­schi­nen los.

Auch beim Bauen braucht es einen Paradigmenwechsel weg von der rein ökonomischen Motivation.

Max Reng­gli

Seit­dem hat sich vie­les enorm schnell wei­ter­di­gi­ta­li­siert: Kun­den­ver­hal­ten und Kun­den­kom­mu­ni­ka­ti­on, die Be­rufs­bil­der von der Pla­nung über die Pro­duk­ti­on bis zur Mon­ta­ge und vie­les mehr. „Buil­ding In­for­ma­ti­on Mo­de­ling“ (BIM) bei­spiels­wei­se er­mög­licht die Vor­wärts- und Rück­wärts­in­te­gra­ti­on des ak­tu­ell stark frag­men­tier­ten Bau­pro­zes­ses.

Die Di­gi­ta­li­sie­rung er­for­dert laut Max Reng­gli eine neue Ge­samt­be­trach­tung von Ge­bäu­den. Er spricht von „smar­ten Zu­kunfts­bau­ten“, die mit schad­stoff­frei­en Ma­te­ria­li­en und ei­ner ho­hen Le­bens­dau­er ih­ren Nut­zern und Be­sit­zern ei­nen Mehr­wert bie­ten. So wer­den wir uns vom Den­ken in Ge­wer­ken ver­ab­schie­den und das Ge­bäu­de als Ha­bi­tat mit In­nen- und Au­ßen­raum, Kli­ma, En­er­gie­be­darf, Kom­mu­ni­ka­ti­on, Le­bens­zy­klus und ei­nem Ge­samt­fuß­ab­druck ver­ste­hen müs­sen.

Portraitfoto von Max Renggli, der das Familienunternhemen in der vierten Generation führt.

Zurück zum Wesentlichen

Nicht nur die Di­gi­ta­li­sie­rung, son­dern wei­te­re exis­ten­zi­el­le Ent­wick­lun­gen wie die Erd­er­wär­mung, die Was­ser­ver­knap­pung, Flücht­lings­strö­me oder neue Krank­hei­ten wie Co­vid-19 wer­den un­ser Le­ben und da­mit die Bau­wirt­schaft fun­da­men­tal ver­än­dern.

Laut Max Reng­gli braucht es ei­nen Pa­ra­dig­men­wech­sel weg von ei­ner rein öko­no­mi­schen Mo­ti­va­ti­on. Wir müs­sen Res­sour­cen ge­recht ver­tei­len, den Ver­brauch von fos­si­len En­er­gi­en un­ter­bin­den und auf jene Tech­no­lo­gi­en set­zen, die Men­schen, Fau­na und Flo­ra gut­tun. Nach­hal­tig bau­en heißt für ihn so bau­en, dass die Ge­bäu­de we­der Ver­schwen­dung för­dern noch die Um­welt be­las­ten. In Reng­glis Kern­ge­schäft ent­spricht das ei­ner Sym­bio­se von nach­hal­ti­ger
Holz­bau­wei­se mit En­er­gie­ef­fi­zi­enz und mo­der­ner Ar­chi­tek­tur.


Weniger ist viel mehr

Fa­mi­li­en­wer­te spie­len auch bei der Reng­gli AG eine zen­tra­le Rol­le, im­mer­hin trägt sie ih­ren Na­men. Die Fa­mi­lie prägt und trägt das ethi­sche und kul­tu­rel­le Ver­ständ­nis des Un­ter­neh­mens. So sieht Max Reng­gli Nach­hal­tig­keit als per­sön­li­che Ver­ant­wor­tung – ge­gen­über dem Un­ter­neh­men und der Next­Gen.

Doch statt mit dem Fin­ger auf an­de­re zu zei­gen, will er Nach­hal­tig­keit le­ben. „Sei un­nö­tig auf­merk­sam“, so sein Cre­do. Mit „un­nö­tig“ meint er al­les, wo­bei man auf Ver­schwen­dung ver­zich­ten kann. Be­wuss­tes Hin­schau­en, sich aufs We­sent­li­che re­du­zie­ren und sich in sei­nem engs­ten Um­feld en­ga­gie­ren – das al­les schafft laut Max Reng­gli Le­bens­qua­li­tät. „Wenn je­der auf sei­ne Art und Wei­se und in klei­nen Schrit­ten bei sich be­ginnt, kann ein neu­es, au­then­ti­sches Ver­hal­ten der Men­schen im Um­gang mit Res­sour­cen ent­ste­hen.“

* Reto Bla­ser ist Lei­ter Un­ter­neh­mens­ent­wick­lung Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men & KMU bei PwC Schweiz. 

Der Text ist im INTES – Un­ter­neh­mer­Brief Aus­ga­be 01/​2020 erschienen.

Weitere Beiträge

11.03.2024 - Highlight, Publikationen, Strategie & Unternehmensführung

Der Unternehmer Brief 1/​2024

Der aktuelle UnternehmerBrief ist jetzt online abrufbar. WHAT MATTERS - „Zukunft der Arbeit“ - der neue UnternehmerBrief mit spannenden Beiträgen und Interviews mit Familienunternehmerinnen und -unternehmern zu der Frage, wie sie sich die Zukunft der Arbeit vorstellen und wie sie ihr Unternehmen darauf ausrichten.Die Themen in der ersten Ausgabe des Jahres:🔸 Mut zum Kampf gegen die Lücke: Familienunternehmen können die Defizite in Bildungs- und Migrationspolitik besser beheben als der Staat🔸 Migration, Unternehmertum und Familienunternehmen: Dr.
Mehr erfahren

13.02.2024 - Familienunternehmer des Jahres, News

Wer soll Familien­unternehmer*in des Jahres 2024 werden?

Bestimmen Sie mit! Reichen Sie Ihre Nominierung ein! Welche Unternehmerin oder welcher Unternehmer hat Sie im letzten Jahr oder ganz aktuell mit herausragenden Leistungen, die dem langfristigen Erhalt des Familienunternehmens dienen, beeindruckt? Als „Familienunternehmer des Jahres“ können Sie Geschäftsführer und/oder Gesellschafter eines Familienunternehmens nominieren, die besondere Leistungen als Familienunternehmer erbracht und durch eine beispielhafte, strategische Weichenstellung mit aktuellem Bezug zu einem überdurchschnittlichen Erfolg des Unternehmens oder zum langfristigen Erhalt des Unternehmens in Familienbesitz beigetragen haben. 1.
Mehr erfahren

12.12.2023 - Familienunternehmer des Jahres, Highlight, Publikationen

Der Unternehmer Brief 4/​2023

Der aktuelle UnternehmerBrief ist jetzt online abrufbar. Die letzte Ausgabe für dieses Jahr widmet sich den folgenden Themen: - Portrait der Familienunternehmer des Jahres 2023 – ELA Container mit Tim Albers, Liesel Albers-Bentlage, Günter Albers- Impressionen vom Unternehmer-Erfolgsforum 2023 - Künstlerin Linda Nadji im Gespräch mit der Kuratorin und Kunstberaterin Dr.
Mehr erfahren